13. März - Start verschoben!
Die eigentliche Integration war für den Zeitraum von Donnerstag abend mit Ende am Freitag nachmittag geplant. In jede der 6 FMs (flight modules, unsere „Mini-Labore“ auf der ISS) werden jeweils vier mit Zellen bewachsenen Plättchen eingebaut. 3 FMs werden auf einer Referenzzentrifuge auf der ISS installiert, die Erdschwerkraft erzeugt, die anderen 3 FMs sind der Schwerelosigkeit ausgesetzt. Gleichzeitig werden 3 GMs (ground modules) als Bodenkontrolle intergiert. Für jeden der 6 FMs und 3 GMs wird einem knapp 50-Seitigen Handbuch gefolgt und ebenso lange Checklisten abgearbeitet. Die reine technische Integrationszeit dauert etwa 15 Stunden und wird unter Sterilbedingungen durchgeführt.
Heute um 22 Uhr wollten wir damit beginnen, die Zellen auf den Trägerplättchen in die „Hardware“ einzubauen. Langsam steigt die Anspannung im Team merklich. Es erwartet uns eine Nachtschicht von 22 Uhr bis morgen Mittag 13 Uhr. Bis dahin müssen wir alles zusammengebaut haben und es Airbus DS übergeben, die es wiederum an NanoRacks übergibt und diese an SpaceX, die es in den Dragon einbauen. Mittags bereiten wir uns und alles bestmöglich vor, wir legen die Werkzeuge bereit und gehen nochmals jeden Handgriff im Kopf durch. Zusätzlich bereiten wir unsere Sekundärkultur vor. Anschliessend begeben wir uns nochmal ins Hotel, um etwas Kraft für die Nacht zu tanken. Und da passiert es. Per mail erreicht uns die Nachricht, dass der Start nun auf Ende März verschoben wird. Den Grund erfahren wir bisher noch nicht. Solch eine kurzfristige Startverschiebung ist für uns ein Albtraum. Denn die Zellen wurden bereits auf den Tag genau auf diesen Starttermin vorbereitet. Die Zellkultur nun für den späteren Start umzustellen, ist ein grosses Risiko.
Nachdem der erste Schock verdaut ist, wird eine Krisensitzung anberaumt. Die Wissenschaftler, das DLR, Airbus DS und Nanoracks besprechen nun wie es nun weitergeht: Wie verlässlich ist der neue Startermin am 31.03 ? Liegt das neue Szenario, inklusiv aller Reserven, noch innerhalb der getesteten Margins ? Wieviel Personal bleibt hier, um die Zellen zu versorgen, und wer kommt wann wieder ? Welche Materialien und Chemikalien müssen aufgrund der verlängerten Kulturzeit der Zellen nachbestellt werden, und reicht die Zeit um frische primäre Makrophagen in Heidelberg herstellen zu lassen und sie nach Florida zu bringen ? Die gesamt Logistik muss innerhalb kurzer Zeit neu geplant werden. Dies sind nur einige Fragen, die heute noch nicht endgültig geklärt werden können, aber das wird unser Ziel der nächsten Tage sein. Eins ist jedoch klar, wir lassen uns nicht entmutigen sondern setzen alles daran, dass in zwei Wochen wieder alles bereit steht, um die Zellen zur ISS zu bringen.
Nun heisst es: Alles wieder auf Anfang...